Keeping Quiet


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STILL SEIN
(Pablo Neruda)

Jetzt zählen wir bis zwölf
und wir sind alle still.
Ein einziges Mal auf der Erde
sprechen wir in keiner Sprache,
für eine Sekunde mögen wir inne halten,
nicht die Arme so sehr bewegen.

Es wäre eine Minute voller Duft,
ohne Eile, ohne Lokomotiven,
wir wären alle beisammen
in plötzlicher Unruhe.

Die Fischer des kalten Meers
täten den Walen nichts an
und der Arbeiter im Salz
blickte auf seine kaputten Hände.

Diejenigen, die grüne Kriege vorbereiten,
Gaskriege, Kriege von Feuer
Siege ohne Überlebende
zögen sich einen reinen Anzug an
und liefen mit ihren Brüdern
durch den Schatten, ohne etwas zu tun.

Möge man das, was ich will, nicht verwechseln
mit endgültigem Nichtstun:
das Leben ist genau das, was du tust,
ich will nichts mit dem Tod.

Wenn wir nicht einig sein konnten
während wir unsere Leben so sehr bewegten,
vielleicht einmal nichts tun
vielleicht könnte eine große Stille
diese Traurigkeit durchbrechen
dieses einander nie verstehen
und uns mit dem Tod bedrohen,
vielleicht wird uns die Erde lehren,
wenn alles tot scheint
und dann doch alles lebendig war.
Jetzt zähle ich bis zwölf
und du bist still und ich gehe.


Kernfragen zum Nachdenken: Was bedeutet "nichts tun" für dich? Kannst du eine persönliche Geschichte von einer Zeit erzählen, in der du das Leben als Folge deines Innehaltens als störend empfinden konntest? Wie bringst du das Sprichwort "keep moving on" mit der Kritik des Dichters an unserer Zielstrebigkeit in Einklang, um unser Leben in Bewegung zu halten?

 

Pablo Neruda is a Chilean poet, who started writings poems at the age of 13. He won the Nobel Prize in Literature in 1971.


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