Welcoming Fear As A Friend

Author
Gerald G. May
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Image of the WeekDie Angst wie einen Freund willkommen heißen
--von Gerald G. May

Die grundlegende Lehre lautet: Angst ist kein Feind, sondern ein Freund. Angst ist etwas Gutes, etwas Lebendiges, Wachsames und Wildes in uns. Angst kann eine Reaktion auf Gefahr sein, aber Angst selbst ist nicht gefährlich. Im Gegenteil, es ist nichts anderes als ein Lebensgeist, der hier auf den Zehen steht, gerade jetzt mit klarer Aufmerksamkeit, scharfen Sinnen, bereitem Körper, geweiteten Nasenlöchern, struppigen Haaren, starken Muskeln, klopfendem Herzen, sauberem Atem.

Die unermessliche Dankbarkeit, die ich erlebte, als ich mich am meisten fürchtete, war dafür, dass ich mich so unbeschreiblich lebendig fühlte. In der ungezähmten Angst gibt es ein tiefes Gefühl von etwas, das ich durchlebe. Es ist Persönlichkeit ohne Definition, Identität ohne Identifikation, Selbstgefälligkeit ohne Attribute. Und es besitzt eine immense Beständigkeit, fast eine ewige Qualität. Hier ist dieses Leben, dieses Wesen, das ich tief in mir selbst bin, mache diese Erfahrung, gehe darin auf, wie ich jeden Augenblick der Vergangenheit durchgemacht habe, wie ich in jedem Augenblick sein werde, egal was passiert. Auf diese seltsame Weise gab mir die Furcht eine ultimative Sicherheit.

Ich verstehe, dass Menschen von der Angst abhängig werden können. Ich habe einige Leute gekannt, die auf ihr eigenes Adrenalin süchtig waren oder sich von Gefahren angezogen fühlten, getrieben zum Tanz mit dem Tod an den Grenzen des Lebens. Ich bezweifle, dass mir das jemals passieren wird, denn ich habe nicht den Wunsch, die Angst zu suchen. Aber ich bin auch nicht daran interessiert, mich davor zu schützen. Wenn die Angst kommt, will ich sie nicht mehr ertragen. Ich möchte mich weder gegen das, was ich fühle, wehren, noch von ihm gelähmt werden, sondern das helle, gesunde Reaktionsvermögen entwickeln, das die Angst ermöglicht. Ich möchte die Angst wie den Freund begrüßen, der sie in Wirklichkeit ist, für das, was sie lehrt und wie sie mir dient. Wenn sich mir die Haare auf meinem Nacken grundlos aufstellen, wenn ich ein unerklärliches Zittern spüre, will ich das nie wieder leugnen oder neurotisch nennen. Stattdessen möchte ich diese Angst begrüßen, hineingehen, sehen, was sie mir zu zeigen versucht.

Menschen, die angegriffen wurden, sagen manchmal, sie hätten eine Vorahnung von der Gefahr gehabt, aber sie haben nicht darauf geachtet. Sie beurteilten ihre Angst als unrealistisch, leugneten oder bewältigten sie und machten weiter. Sie hatten Angst davor, Angst zu haben, und sie wurden verletzt. Ich stimme mit Franklin Roosevelt und so vielen anderen nicht überein, die gesagt haben, dass das Einzige, was wir fürchten müssen, die Angst selbst ist. Ich würde die Phrase auf den Kopf stellen und behaupten, dass das einzige, wovor wir uns fürchten sollen, die Angst vor der Angst ist.


Seed questions for reflexion: Wie stehst du zu dem Gedanken, in der hellen, gesunden Reaktionsfähigkeit zu leben, die die Angst ermöglicht? Kannst du eine persönliche Erfahrung aus einer Zeit teilen, wo du dich an deine Angst geklammert hast? Was hilft dir, der Angst gegenüber präsent zu bleiben, ohne sie zu abzulehnen?
 

 Gerald G May from "The Wisdom of Wilderness"


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