Seeing Is Not Thinking

Author
Jeanne de Salzmann
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Image of the WeekSehen Ist Nicht Denken

Die Frage ist nicht, was man tut, sondern wie man sieht. Sehen ist das Wichtigste, der Akt des Sehens. Ich muss mir dessen bewusst werden, dass es sich wirklich um einen Akt handelt, eine Handlung, die etwas ganz Neues, eine neue Möglichkeit von Vision, Sicherheit und Wissen bringt. Diese Möglichkeit tritt während der Handlung selbst auf und verschwindet, sobald das Sehen aufhört. Nur durch diesen Akt des Sehens werde ich eine gewisse Freiheit finden.

Solange ich die Natur und Bewegung des Geistes (mind) nicht gesehen oder erkannt habe, macht es wenig Sinn zu glauben, dass ich davon frei sein könnte. Ich bin ein Sklave meiner mechanischen Gedanken. Das ist eine Tatsache. Nicht die Gedanken selbst sind es, die mich versklaven, sondern meine Bindung an sie. Um dies zu verstehen, muss ich zuerst wissen, was diese Sklaverei ist, erst dann kann ich mich davon befreien. Ich muss die Illusion von Worten und Ideen sehen, und die Angst meines denkenden Verstandes, allein und leer zu sein, ohne die Unterstützung von allem Bekannten. Es ist notwendig, diese Sklaverei als eine Tatsache zu leben, Augenblick für Augenblick, ohne ihr zu entkommen. Dann erst werde ich eine neue Art zu sehen wahrnehmen. Kann ich akzeptieren, nicht zu wissen, wer ich bin, wenn ich womöglich hinter einem Hochstapler versteckt bin? Kann ich akzeptieren, nicht einmal meinen Namen zu kennen? Sehen kommt nicht vom Denken.

Es kommt von dem Schock in dem Moment, wo ich plötzlich merke, dass mein denkender Verstand die Realität nicht wahrnehmen kann. Um zu verstehen, was ich in diesem Moment wirklich bin, brauche ich Aufrichtigkeit und Demut und eine unmaskierte Enthüllung, die ich nicht kenne. Das würde bedeuten, nichts abzulehnen, nichts auszuschließen und mich der Erfahrung zu öffnen, zu entdecken, was ich denke, was ich empfinde, was ich wünsche, und das alles in diesem Augenblick.

Unser konditionierter Geist will immer eine Antwort. Wichtig ist es, ein anderes Denken, eine Vision zu entwickeln. Dazu müssen wir eine bestimmte Energie freisetzen, die jenseits unseres gewohnten Denkens liegt. Ich muss die Erfahrung machen "Ich weiß es nicht" ohne eine Antwort zu suchen, alles aufgeben, um ins Unbekannte einzutreten. Dann ist es nicht mehr derselbe Geist. Mein Verstand geht auf eine neue Art und Weise vor. Ich sehe ohne jede vorgefasste Meinung, ohne Wahl. Ich entspanne mich zum Beispiel nicht mehr, bevor ich weiß, warum. Ich lerne, meine Visionskraft zu reinigen, nicht indem ich mich vom Unerwünschten abwende oder dem Angenehmen zuwende. Ich lerne, vorne zu bleiben und klar zu sehen. Alle Dinge haben die gleiche Wichtigkeit, und ich fixer mich auf nichts. Alles hängt von dieser Vision ab, von einem Blick, der nicht aus irgendeinem Befehl meiner Gedanken kommt, sondern von einem Gefühl der Dringlichkeit, zu erkennen.

Wahrnehmung, reale Vision, kommt im Intervall zwischen der alten Antwort und der neuen Antwort auf die Entgegennahme eines Eindrucks. Die alte Antwort basiert auf Material, das in unser Gedächtnis eingraviert ist. Mit der neuen Antwort, frei von der Vergangenheit, bleibt das Gehirn offen, empfänglich, in einer Haltung des Respekts. Es ist wie ein neues Gehirn, das funktioniert, aufgrund verschiedener Zellen und einer neuen Intelligenz. Wenn ich sehe und erkenne, dass mein Gedanke unfähig ist zu verstehen, dass seine Bewegung nichts bringt, bin ich offen für den Sinn des Kosmischen, jenseits der menschlichen Wahrnehmung.
 

by Jeanne de Salzmann, excerpted from Parabola.


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