Recycling Karmic Trash


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Recycling von karmischem Abfall
von Shinzen Young

Es kommt sehr häufig vor, dass Menschen auf einem meditativen oder spirituellen Weg eine Art Sensibilität für das Gift und den Schmerz anderer entwickeln. Manchmal wird es mit dem Satz formuliert: "Ich nehme all diese Negativität auf." Manchmal stößt man auf den Satz: "Menschen entziehen mir Energie." Eine eng verwandte Wahrnehmung läuft so ähnlich ab: "Jetzt, da ich eine spirituelle Reife entwickelt habe, fällt es mir schwer, mich mit alten Freunden/der Familie/gewöhnlichen Menschen zu identifizieren; sie fügen sich so ahnungslos unnötiges Leid zu; ich habe nicht mehr viel mit ihnen gemeinsam".

In Bezug auf solche Gefühle gibt es mehrere Dinge zu beachten. Erstens: Sie stellen eine vorübergehende Phase dar, aus der der Praktizierende schließlich herauswächst. Zweitens: Wenn man aus ihr herauswächst, wird sie durch das genaue Gegenteil ersetzt: Je ahnungsloser und verwirrter die Menschen sind, desto mehr Spaß macht es einem, in ihrer Nähe zu sein. Du kannst den Übergang von diesem temporären Stadium zu seinem Gegenteil schaffen, indem du dies realisierst:

Wenn wir mit anderen Leuten zusammen sind, erkennen wir, wo sie sich gerade befinden. Wenn sie an einem schlechten Ort sind, nehmen wir das auf. Man könnte das als exogenes Unbehagen bezeichnen. Es ist ein Unbehagen, dessen Ursprung (Genese) von außen kommt (Exo), d.h. man fühlt sich unwohl wegen dem, was in jemand anderem vor sich geht. Der Begriff exogen steht im Gegensatz zu dem Begriff endogen. Endogenes Unbehagen ist Unbehagen aus uns selbst heraus. Der wesentliche Punkt, der zu bedenken ist, besteht darin, dass das Unbehagen, endogen oder exogen, in der Regel als eine Kombination aus mentalem Selbstbild, mentalem Gespräch und emotionalem Körpergefühl auftritt. In dem Maße, in dem man dieses sinnliche Erscheinen vollständig erleben kann, verursacht es kein Leid. Es spielt keine Rolle, ob die Quelle des Leidens exogen oder endogen ist oder eine Kombination aus beidem. Mit "es ganz erleben" meine ich einfach, es bewusst erleben, d.h. es in einem Zustand der Konzentration, sinnlichen Klarheit und Gelassenheit erleben.

Wenn das Unbehagen endogen ist und man es sehr aufmerksam erlebt, verursacht es nicht viel Leid, es "schmeckt", als ob man gereinigt werden würde. Wenn das Unbehagen exogen ist und man es sehr aufmerksam erlebt, verursacht es nicht nur kein Leiden, sondern es schmeckt auch so, als ob man selber und die andere Person gereinigt werden würden. Mit anderen Worten, wie dein Bewusstsein den Schmerz eines anderen verarbeitet, lehrt das Bewusstsein diese Person, dasselbe zu tun. Die andere Person ist sich dessen vielleicht nicht bewusst, aber du bist dir dessen bewusst. Du bist dir bewusst, dass du diese Person nährst, und das nährt dich auf subtile Weise. Das ist der Grund, warum du es schließlich genießt, mit ahnungslosen, verwirrten Menschen zusammen zu sein. Die Blues Brothers paraphrasierend, bist du "auf einer geheimen Mission von Gott". Du gehst durchs Leben wie ein riesiger Luftfilter, der die psychosphärische Verschmutzung aufnimmt und automatisch verarbeitet, daraus Energie gewinnt und diese dann als Positivität ausstrahlt. Du kennst deinen Job und du liebst ihn: das Recycling des karmischen Abfalls.

Natürlich kann es eine Weile dauern, bis es soweit ist, aber jeder sollte auf seinem Weg diese Perspektive anstreben.

Diese Situation steht in einem interessanten Gegensatz zu den Zielen der Psychologie. Bei bestimmten Therapieansätzen ist es das Ziel, den Klienten so weit zu bringen, dass er "was ich bin" von dem, "was die anderen sind " unterscheiden kann. In der kontemplativen Spiritualität ist es das Ziel, den Punkt zu erreichen, an dem du dich nicht mehr um diese Unterscheidung kümmerst!


Kernfragen zur Reflexion: Wie geht es dir mit der Vorstellung, dass das Erleben von Unbehagen eine Reinigung bewirkt? Kannst du eine persönliche Geschichte über eine Zeit erzählen, in der du dich genährt fühlst, indem du Unbehagen aus einer äußeren Quelle erlebst? Was hilft dir, dich nicht mehr um die Unterscheidung zwischen 'was bin ich' und 'was sind die anderen?' zu sorgen?
 

Sourced from hereShinzen Young is an American mindfulness teacher and neuroscience research consultant. 


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